Nach der pandemiebedingten Pause setzen wir im ‚Havanna Club‘ unsere Filmreihe mit Komödien aus Kuba fort. Das Programm von 3. April bis 26. Juni (die Filmabende beginnen jeweils um 19.30 Uhr):
3. April: Las aventuras de Juan QuinQuin /
Die Abenteuer des Juan QuinQuin (1967)
Regie: Julio García Espinosa, 112 min, schwarzweiß, deutsch synchronisierte Fassung
Titelheld ist ein gewitzter Bauer, der mit seinem Freund und seiner Geliebten jenem Latifundisten, der ihm sein Stück Land gestohlen hat, die Stirn bietet als Guerrillero, Messdiener, Seiltänzer, Stierkämpfer … Ausgehend von der Tradition des pikaresken Schelmenromans bewegt sich die turbulente Story zeitlich im Vorfeld der Revolutionsjahre, stets im ironischen Diskurs mit der damaligen Gegenwart.
24. April: Las doce sillas /
Die zwölf Stühle (1962)
Regie: Tomás Gutiérrez Alea, 97 min, schwarzweiß, Originalfassung mit englischen Untertiteln
Kuba 1961: Nach dem Tod seiner Schwiegermutter begeben sich der enteignete Großgrundbesitzer Hipólito, sein Ex-Chauffeur und der Beichtvater der Verblichenen auf die Suche nach jenem Stuhl, in dem die alte Dame ihren Schmuck versteckt hat. Das gierige Trio startet einen turbulenten Wettlauf um den Schatz. Ein Stück Weltliteratur im kubanischen Kostüm – inszeniert vom Mitbegründer des ICAIC, dessen Satiren mit einer Dosis schwarzen Humors garniert sind. Der Film bietet nebenbei eine plastische Zeitreise durch das Kuba der frühen Revolutionsjahre.
8. Mai: Se permuta / Tausche Wohnung (1984)
Regie: Juan Carlos Tabío, 90 min, Farbe, Originalfassung mit deutschen Untertiteln
Guanabacoa, 6. Mai 1983, 17 Uhr: Mutter Gloria beobachtet vom Fenster ihrer Wohnung ihre Tochter auf dem Heimweg, weil sie argwöhnt, es könnte ein Treffen mit einem jungen Verehrer geben, den sie als nicht gut genug für ihre Tochter findet. Gloria hat eine Idee, um eine derartige Beziehung sicher zu verhindern: ein groß angelegter Ringtausch von Wohnungen, in den mehrere Familien hineingezogen werden. Die Rochaden führen aber nicht zum erwünschten Ergebnis, da die Personen ein Eigenleben entwickeln und eine alte Dame durch ihren Tod den angestrebten Tausch verhindert. Dennoch gibt es ein Happyend: Die Tochter findet den Richtigen.
22. Mai: Lista de espera (Warteliste) /
Kubanisch reisen (1999)
Regie: Juan Carlos Tabío, 102 min, Farbe, deutsch synchronisierte Fassung
Kuba knapp vor dem Millenium: Die „Spezialperiode“ in den 1990er-Jahren hat das Land vor schwere Probleme gestellt, deren Auswirkungen hier am Beispiel des Transportwesens abgehandelt werden. Eine Warteschlange an einer Busstation in der Provinz: Emilio, ein junger Ingenieur, eine junge Frau, die ihre Hochzeit in Havanna nicht verpassen will und ein „Blinder“ hoffen noch auf einen Platz im erwarteten Bus, dessen Getriebe jedoch den Geist aufgibt. Die Gemeinschaft der Festsitzenden beschließt, den Bus zu reparieren. Man richtet sich auf der Station ein: Romantik, Verzweiflung, Erfindergeist nähren die Hoffnungen, die missliche Lage dennoch zu überwinden. Eine Charakterstudie voll tragikomischer Ironie.
12. Juni: La muerte de un burócrata /
Der Tod eines Bürokraten (1966)
Regie: Tomás Gutiérrez Alea, 85 min, schwarzweiß, Originalfassung mit deutschen Untertiteln
Der Satire-Klassiker, der das kubanische Kino in Europa berühmt machte. Rückkehr ins Havanna der 1960er-Jahre: Paco ist von der Gedenkbüstenmaschine, die er selbst konstruiert hat, verschlungen worden. Für die Rente braucht die Witwe das Arbeitsbuch, das ihm leider in den Sarg gelegt wurde. Der Neffe wird nun von Amt zu Amt verwiesen, um eine Genehmigung für die Exhumierung des Toten zu erwirken. Ohne Buch keine Rente. Der Teufelskreis einer skurrilen Bürokratie lässt sich jedoch trotz Teilerfolgen mit Hilfe des Kunstakademieleiters dank des sturen Friedhofdirektors nicht durchbrechen, weshalb der entnervte Neffe am Ende durchdreht. Der temporeiche Film geizt nicht mit absurdem Witz und szenischem Einfallsreichtum. Alea widmete ihn seinen Vorbildern Charly Chaplin (Modern Times) und Luis Buñuel (Los Olvidados).
26. Juni: Lisanka (2010)
Regie: Daniel Díaz Torres, 110 min, Farbe, Originalfassung mit englischen Untertiteln
Eine tragikomische Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der Präsenz sowjetischer Agrartechniker und Militärs auf Kuba in den 1960er-Jahren. Anno 1962: Rivalitäten zwischen den Anhängern des alten und des neuen Regimes garantieren ein bewegtes Dorfleben. In diesem Spannungsfeld lenkt die Heldin Lisa den Traktor Lisanka, ein Geschenk aus der SU. Sie wird von drei Männern umworben: Sergio, der Ex-Guerrillero, sowie Aurelio, Sohn des Ex-Latifundisten und vom Russen Wolodja. Sie alle wollen Lisa als Ehepartnerin haben, doch die Frau interpretiert die Ideen der Revolution auf ihre Weise …