Gründungserklärung

Grundsatzerklärung zur Gründung der ÖKG (2. April 1969)

von Günther Anders*

Da wir Österreicher nur aufs dürftigste über Kuba unterrichtet werden, richtiger: da die meisten der hiesigen Massenmedien darauf abzielen unsere Kuba-Ignoranz zu kultivieren, halten wir es für erforderlich, eine Organisation zu gründen, die jedem Interessierten die Chance geben würde, sich über alle Kuba und die kubanische Revolution betreffenden Probleme und Tatsachen zu unterrichten. Die Gründung dieser Organisation, der ‚Österreichisch-Kubanischen Gesellschaft‘, scheint uns um so dringlicher, als der dortige Neubeginn kein einmaliges, isoliertes Geschehnis darstellt, vielmehr Vorbildcharakter für Millionen von Bewohnern unterentwickelter Länder, namentlich in Südamerika, besitzt; und weil die dort täglich ausprobierte Spielart von Demokratie auch uns Bewohnern der ‚ersten Welt‘ Anregungen geben könnte.

Nichts liegt uns freilich ferner als die Einrichtung einer politischen Propagandaorganisation – die Kritik dortiger Institutionen und Vorgänge muss uns absolut offen bleiben. Und ebensowenig wünschen wir jenen ‚Kulturzentren‘ zu ähneln, die glauben, durch Vorführung folkloristischer oder pseudo-folkloristischer Tanzgruppen Annäherung oder gegenseitige Verständigung der Völker betreiben zu können. So leicht wollen wir es uns nicht machen. Was uns vorschwebt, ist vielmehr der Aufbau eines Informations- und Lernzentrums, in dem Vorträge, Filme, Tonbandaufnahmen, Publikationen uns die Chance geben würden, in eine ernsthafte und dokumentierte Analyse der politischen Kubaprobleme einzutreten. Wir dürfen darauf hoffen, dass kubanische Stellen uns durch Überlassung von Materialien die Verwirklichung dieser Aufgabe erleichtern werden; unsererseits hoffen wir dadurch, dass wir die Wahrheit über das Land erkennen und verbreiten, auch den Kubanern von Nutzen zu sein.

*unter Verwendung des Textes von Kurt Greussing